Nordisches Schamanentum

Was ist das Schamanentum bzw. der Schamanismus? Das Wort Schamane (saman) stammt aus der Sprache der Tungusen (Ewenken) in Sibirien. Es umschreibt eine Person, die sehr starke spirituelle Fähigkeiten und Zugang zur Geisterwelt besitzt. Es bedeutet „ der im Dunkeln sieht“ oder „der Wissende“. Im schamanischen Weltbild hat man die Erfahrung gemacht, dass Materie, Menschen, Tiere und Pflanzen beseelt und von einem universellen Geist durchdrungen sind. Auch gibt es neben der alltäglichen Realität, wie wir sie alle kennen, geistige Welten, in die der Schamane aufgrund seiner Fähigkeiten mit seiner Seele vordringen und in diesen bestimmte Aufgaben für seine Mitmenschen erledigen kann. In den geistigen Welten trifft er auf archetypische Kräfte, die indigene Kulturen Geister, Ahnen und Götter nennen. Dem Schamanen fällt es sehr leicht, bewusst in einen alternativen Bewusstseinszustand zu wechseln, in dem er durch die Hilfe seiner Geister z.B. heilende Kräfte auf einen Hilfesuchenden übertragen kann. Auch kann er zwischen den Geistern und den Menschen vermitteln und sinnvolle Informationen bei Problemstellungen aus der geistigen Welt vermitteln (Siehe auch unter Divination).

Unsere westliche Gesellschaft erlebt seit den 70er Jahren des letzten Jhdts. eine Renaissance des Schamanentums, die durch zwei US-amerikanische Anthropologen (Michael Harner und Carlos Castaneda) über ihre praktischen Feldstudien in schamanischen Kulturen bei diversen Naturvölkern stark beeinflusst worden ist. Harner und Castaneda haben das Schamanismus-Thema durch ihre Publikationen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Michael Harner hat durch das Schaffen der Non-Profit-Organisation Foundation For Shamanic Studies, die auch in Europa vertreten ist, tausende Menschen an die kraftvolle und sinngebende Methodik des Core-Schamanismus herangeführt, so dass mittlerweile die zweite und dritte Generation von schamanisch Praktizierenden herangewachsen ist.             

Auch wir in Europa haben eine Gesellschaft, die auf animistisch-schamanischen Wurzeln beruht, welche jedoch durch den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel der letzten Jahrtausende beeinträchtig wurden. Die Zeit der Aufklärung und das Entstehen eine materialistisch-reduktionalistischen Weltbildes hatten danach fast zur Ausrottung vom naturverbundenen animistischen Paradigma geführt.

Doch inzwischen gibt es wieder eine Fülle von Menschen, die sich wieder dafür interessieren oder auch so erfolgreich Schamanismus praktizieren, dass sie eine wertvolle und sinngebende Stütze in bestimmten Teilen der Gesellschaft geworden sind. Darunter sind inzwischen auch viele Ärzte und Therapeuten, die dies als Ergänzung zur Schulmedizin anwenden.

Ich nenne meine Form der schamanischen Praxis nordisches Schamanentum, weil ich mich auf unsere kulturellen Wurzeln besinne und diese durch einen intuitiven Ansatz immer weiter vertiefe. Ich verwende fast ausschließlich einheimische Kräuter und Harze zum Räuchern, arbeite mit Runen, die in Nordeuropa entstanden sind und habe Geisthelfer, die in der nordischen Mythologie zu verorten sind. Auch fühle ich mich der einheimischen, europäischen Tier-und Pflanzenwelt sowie den vielfältigen europäischen Landschaften sehr verbunden. Von nationalistisch geprägten germanischen oder rechten Spielarten der Esoterik grenze ich mich stark ab, weil ich mich als Europäer mit einer Vielzahl von kulturellen Einflüssen und einem toleranten, weltoffenen Weltbild sehe.